Mittwoch, 21. August 2013

INDIEN -- DEHLI, VARANASI, SARNATH

Von Chandigar aus ging es dann zurück nach Delhi. Dort hatten wir noch 2 Tage vor Hartmuts Rückflug. Am ersten Tag ging es nach Old Delhi. Das Red Fort, die Residenz der Mogul-Herrscher, hatte wegen den Vorbereitungen für den Tag der Unabhängigkeit am 15. August geschlossen, hier also nur ein Foto des imposanten Gebäudes von außen:
















Der Jain Tempel gegenüber konnte man zum Glück besuchen.




















Jains, sind die die nackt sind -- so hat es uns ein Tempelführer (später in einem anderen Tempel) erklärt: "Left a buddhist monk, cloth. Right a Jain monk, no cloth".
















Auch für hohen Besuch wird keine Ausnahme gemacht, hier der Jain-Guru mit der ehemaligen indischen Ministerpräsidentin Indira Ghandi:
















Wie bei den Shiks gibt es auch bei den Jainisten eine kompakte Übersicht:
















Bei Punkt 3 mussten Moana und ich wohl ziemlich schmunzeln, zumindest meinte unser Tempelführer: "Yes, Number 3 very difficult".

Ein Grundpfeiler des Jainismus besteht in der Achtung der Natur und aller Lebewesen. Zum Beispiel unterhalten die Jains in Dehli ein Charity Bird Hospital, in dem Vögel kostenlos behandelt werden.
Aber die Liebe zu allen Lebewesen scheint auch Grenzen zu haben: Der umfassende Service steht nämlich nur vegetarischen Vögeln offen. Ihre fleischfressenden Artgenossen werden nämlich nur ambulant behandelt. Aha.


Noch nicht genug Kultur- und Religionswirrwar? Genau! Ab gehts in die Jama Masjid, die größte Moschee Indiens:
















Für den Besuch in der Moschee war meine 3/4 Hose und mein T-Shirt (natürlich über die Schultern) wohl noch nicht züchtig genug:















Naja andere Touris hat es schlimmer erwischt:
















Abends hat uns Hartmut richtig schick zum Essen eingeladen. Hier ein nicht mit Instagram bearbeitetes Foto von unserem Nachtisch, Pistazien Kulfi, sooooo lecker:

















War seeeeehr schön und so ein bisschen Luxus zwischendurch hat richtig gut getan. Vielen Dank nochmal an Hartmut (falls du das liest)

Am nächsten Tag ging es dann noch zu Hayumans Thomb, dem rießigen, im persischen Stil erbauten Mausoleum des zweiten Mogul Herrschers. Hier ein paar Fotos, um einen Eindruck von der Größe des Mausolemus zu bekommen:


















Den Rest des Tages verbrachte ich damit einfach ein bisschen durch die Straßen zu bummeln. Hier ein paar Eindrücke vom indischen Alltag:

Die Gewürze: Hmmm lecker

















Die Straßen: Voll
















Die Kids: Voll cool
















Die Metro von Dehli:  voll modern

Der nette Hinweis:















ist aber eher ein Euphemismus:
















Von Dehli aus ging es dann im Nachtzug nach Varanasi, der heiligen Stadt der Hindus am Ganges. Hier der Blick von unserem Hotel:
















Varanasi ist vor allem bekannt für seine ca. 100 Ghats, 'Badetreppen' an denen Hindus ihre rituellen Waschungen  vollziehen :






























Viele Hindus kommen -- wenn sie es sich leisten können -- zum Sterben nach Varanasi, denn wer hier stirbt, erlangt sofort Erlösung. Entsprechend gibt es zwei spezielle Einäscherungsghats und man sieht öfters singende Prozessionen mit kunstvoll eingewickelten Toten durch die Straßen ziehen.

Auch um diesem Trubel zu entkommen, haben wir noch einen Tagesausflug nach Sarnath gemacht. In Sarnath hat Buddha nach seiner Erleuchtung seine erste Predigt gehalten:
















und Sarnath ist daher einer der vier wichtigen Orte im Buddhismus. An dem Ort, an dem er die Predigt gehalten hat wurde -- wieso auch immer -- ein rießen Turm errichtet, hier Mitte links im Bild:
















Der Tag in Sarnath hat sehr gut getan,  buddhistische Dörfer bzw. Regionen haben eine sooo entspannende Atmosphäre. Gut erholt ging es dann auf die Tagesreise nach Sonauli an der indisch-nepalesischen Grenze:




















Damit ging der erste Monat meiner Reise zu Ende. Ich kann es selbst noch nicht so ganz realisieren, wieviel ich in nur einem Monat gesehen und erlebt habe..obwohl man ja eigentlich viel Zeit hat um Eindrücke zu verarbeiten, denn in Indien wartet man viel: Auf den Bus/Zug, darauf dass der Bus/Zug mal endlich weiterfährt, in der Schlange beim Zug/Busticket kaufen, natürlich auf das Essen, darauf dass der Strom zurück kommt u.v.m.

Ein sehr bleibender Eindruck ist, wie stark männerdominiert die indische Gesellschaft ist. Man sieht auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Restaurants und Geschäften fast nur Männer. Die sind leider schon öfters aufdringlich-unsympathisch, z.B. wurden wir sehr sehr oft ungefragt fotographiert oder auch einfach nur angestarrt. Immerhin: Als gefährlich würde ich das Verhalten der indischen Männer nicht bewerten, eher nervig und anstrengend. Die einzigen Inder mit denen wir in nette Gespräche kamen, waren Buddhisten oder aus der reichen Oberschicht, was aber wahrscheinlich einfach schon aufgrund der Sprachbarriere normal ist.  Nichtsdestotrotz waren diese Gespräche eine wertvolle  Bereicherung unserer Reise, so konnten wir zumindest einen kleinen Einblick in den indischen Alltag gewinnen.

Ein weiterer sehr starker Eindruck ist, wie rücksichtslos die Inder mit der Natur umgehen. Außer in Ladakh gab es quasi kein Umweltbewusstsein, Müll wird einfach auf die Straße geschmissen und dort verbrannt oder -- von den für Hindus ja eigentlich heiligen -- Kühen gefressen. Gut was soll man auch sonst machen, wenn es einfach keine Müllabfuhr gibt. Aber ich hatte auch nicht den Eindruck, dass es eine funktionierende Kommunalverwaltung oder staatliche Programme gibt, die eine nachhaltige Entwicklung unterstützen ....oder überhaupt Entwicklung. Mein persönlicher Eindruck: Von Indien hat man aus den westlichen Medien ein Bild, dass ich grob mit bunt-laut-Bollywood und IT-und-fortschrittsorientiert umreißen würde. Gute PR Arbeit würde ich das nennen, meines Erachtens hat dieses Bild nämlich nichts mit dem Leben der allermeisten Inder zu tun. Das ist  sooo oft von absoluter oder relativer Armut geprägt. Auch, dass sich eine ausgeprägte Mittelschicht entwickelt, konnte ich nicht wahrnehmen, eher eine Zweiteilung in eine sehr reiche Oberschicht und Stillstand bei dem Großteil der Bevölkerung. Notiz für mich: ToDo, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin: Armutsentwicklung in Indien recherchieren.

So nach diesen zwei eher negativ- kritischen Eindrücken, möchte ich zum Abschluss noch betonen, dass ich es wirklich interessant fand, dieses mit seiner vielseitigen Kultur- und Naturlandschaft faszinierende Land kennenzulernen. Insbesondere Ladakh war einfach nur schön. Und das indische Essen ist soooo nur lecker, ein Paradies für Vegetarier! Es ist ja geplant am Ende meiner Reise wieder nach Indien zu kommen und dann den Süden zu bereisen. Da freue ich mich auch schon sehr darauf, im Norden waren wir ja -- außer in Ladakh -- nur in Großstädten, im Süden wird das dann mehr Natur-Strand-entspannte Kulturstätten in eher ländlichen Gegenden.

Dann mal Goodbye India,















Den nächsten Post gibt es dann aus Nepal !

Indien -- Jammu, Amritsar, Chandigar

Von Leh aus wollten wir eigentlich nach Srinagar, der Hauptstadt Kaschmirs. Aufgrund der aktuellen politischen Situation erschien uns das jedoch zu gefährlich und so sind wir stattdessen von Leh direkt nach Jammu geflogen. Jammu wird im Reiseführer wie folgt beschrieben: "Das stickige Jammu...Ausländische Touristen trifft man hier selten an... Jammu bezeichnet sich selbst (!) als die Stadt der Tempel".

Mit nicht allzu hohen Erwartungen kamen wir also in Jammu an. Bestätigt wurden unsere Erwartungen erstmal durch diverse Flughafenbeamten, die uns immer zum Gate für den Air India Anschlussflug nach Dehli verwiesen haben. Wir: "No, No, we're looking for the exit. We stay in Jammu." Okeeeeey, dann mal auf die Stadt".

Ja, in Jammu ist es stickig. Und ja, es gibt wenig Touristen und viele Tempel, eine für uns sehr glückliche Kombination: So sind wir auf unserem Stadtspaziergang an einem rießigen, halb verfallenen Palastgebäude vorbei gekommen, wie sich später herausstellte dem Palast der Maharadschas von Jammu und Kaschmir. Der Wächter sieht wohl nicht so oft Touristen, zumindest kam er sehr sehr freudig auf uns zu und hat uns dann eine Privat-Tour durch den Palast gegeben. Der Palast sah ja schon von außen rießig aus, aber hinter der Fassade erstreckte sich ein riesiges Areal. Hier ein paar Eindrücke:


































Von den ganzen Hindu-Tempeln durfte man leider keine Fotos machen. Aber meinen ersten Besuch in einem Hindu-Tempel kann ich auch kurz und knapp zusammenzufassen: verwirrend. Hier ein Foto, das Moana gemacht hat, als ich gerade aus dem Ragunath-Tempel gekommen bin: 



















In meinen Händen halte ich Geschenke, die ich bekommen habe: Puffreis und kleine durchsichtige sowie bunte Kügelchen, wohl auch zum Essen. 

Von Jammu aus ging es weiter nach Amritsar, der heiligen Stadt der Shiks.  Hier ein kurzer Überblick über den Shikismus, alles klar oder?



Das zentrale Heiligtum der Shiks ist der goldenen Tempel:










Den goldenen Tempel besuchen täglich ca. 50.000 Pilger. Betreten darf man den Tempel natürlich nur ohne Schuhe. Hierfür gibt es mehrere Gebäude mit laaaaangen Schuhregalen, an denen man seine Schuhe kostenlos abgeben kann:



Ein wirklich besonderes Erlebnis war die für Pilger kostenlose Speisung: Im 20 Minuten Takt werden jeweils 1000 Personen verköstigt, täglich zwischen 60 und 80 tausend Personen. Am Eingang zum Speisesaal bekommt man ein Tablett/Teller mit Vertiefungen. Nachdem man max. 20 Minuten gewartet hat, bis die vorherige Speisegruppe fertig ist, darf man den Speiseraum betreten und sich auf ausgelegten Stoffbahnen auf den Boden setzen. Den Teller stellt man vor sich und bekommt dann aus großen Eimern Reis, Chapati, Linsen und Kichererbsen. 















Und natürlich gibt es auch eine Geschirrückgabe/Waschstraße.


















Ein großes Lob, das Geschirr war blitzblank. Insgesamt einfach unglaublich, dass sowas in diesem unglaublich chaotisch Land funktioniert.

Neben dem Besuch der Sikh-Stätten sind wir noch an die indisch-pakistanische Grenze gefahren, um dort der Grenzschließungszeremonie beizuwohnen. Ein, auch bei Indern äußert beliebtes Ausflugsziel:

Hier Indien:




Hier Pakistan, wo "etwas" weniger los ist: 























Die Grenzschließungszermonie läuft wie folgt ab: Circa 1 Stunde vor Schließung der Grenze dürfen Frauen und Kinder mit indischen Flaggen bis zur Grenze vor- und dann wieder zurücklaufen, dazu ertönt Bollywood Pop:








Später wird dann angefangen zu tanzen: 
















Dann marschieren indische Soldaten strammen Schrittes zur Grenze, vollziehen mit ihren pakistanischen Kollegen eine  komplizierte , undurchschaubare Prozedur (wichtig ist es wohl die Beine beim Salutieren möglichst hoch zu strecken) und bringen dann die indische Fahne zurück. 

Moderiert wird das ganze dann von einem Mann im weißen Jogginganzug:







Insgesamt ein Event, dass aus anthropologischer Sicht auf jeden Fall eine ausführlichere Studie lohnt.


Nach Amritsar ging es dann nach Chandigarh, der Hauptstadt des Bundesstaates Haryana und Punjab. Chandigar ist etwas weniger chaotisch als andere indische Städte:




















Chandigar wurde in den 50er Jahren vom berühmten Architekten Le Corbusier geplant. Die Stadt ist in verschiedene Sektoren eingeteilt, wir haben z.B. in Sektor 22 gewohnt, die Regierungsgebäude finden sich in Sektor 1, dem "Kopf" Chandigrahs, Sektor 17 ist das "Herz" Chandigars,  dort geht es -- wie sollte es in einer modernen indischen Großstadt sonst sein -- um Shopping und Essen. Chandigarh wird vorgeworfen "charakterlos und unindisch" zu sein. Unindisch ist Chandigarh auf jeden Fall, beispielsweise gibt es Parks mit Spielplätzen und Fußgängerampeln:  









Umso faszinierender ist es dann, dass Chandigars berühmteste Attraktion, der Rock Garden, eine riesige Parkanlage mit verwunschenen Gängen, Wasserfällen, Schaukeln, abertausenden Figuren und Mosaikbildern ist. Die Figuren sind alle aus alten Armreifen, zerbrochenen Tellern und Flaschen, kaputten Steckdosen u.ä.  Gebaut wurde der Rock Garden heimlich von einem Straßeninspekteur des Public Works Department und erst 1973 entdeckt, damals hatte er schon eine Fläche von 5 ha. Hier ein paar Impressionen von dieser surrealen Fantasielandschaft