Mittwoch, 21. August 2013

Indien -- Jammu, Amritsar, Chandigar

Von Leh aus wollten wir eigentlich nach Srinagar, der Hauptstadt Kaschmirs. Aufgrund der aktuellen politischen Situation erschien uns das jedoch zu gefährlich und so sind wir stattdessen von Leh direkt nach Jammu geflogen. Jammu wird im Reiseführer wie folgt beschrieben: "Das stickige Jammu...Ausländische Touristen trifft man hier selten an... Jammu bezeichnet sich selbst (!) als die Stadt der Tempel".

Mit nicht allzu hohen Erwartungen kamen wir also in Jammu an. Bestätigt wurden unsere Erwartungen erstmal durch diverse Flughafenbeamten, die uns immer zum Gate für den Air India Anschlussflug nach Dehli verwiesen haben. Wir: "No, No, we're looking for the exit. We stay in Jammu." Okeeeeey, dann mal auf die Stadt".

Ja, in Jammu ist es stickig. Und ja, es gibt wenig Touristen und viele Tempel, eine für uns sehr glückliche Kombination: So sind wir auf unserem Stadtspaziergang an einem rießigen, halb verfallenen Palastgebäude vorbei gekommen, wie sich später herausstellte dem Palast der Maharadschas von Jammu und Kaschmir. Der Wächter sieht wohl nicht so oft Touristen, zumindest kam er sehr sehr freudig auf uns zu und hat uns dann eine Privat-Tour durch den Palast gegeben. Der Palast sah ja schon von außen rießig aus, aber hinter der Fassade erstreckte sich ein riesiges Areal. Hier ein paar Eindrücke:


































Von den ganzen Hindu-Tempeln durfte man leider keine Fotos machen. Aber meinen ersten Besuch in einem Hindu-Tempel kann ich auch kurz und knapp zusammenzufassen: verwirrend. Hier ein Foto, das Moana gemacht hat, als ich gerade aus dem Ragunath-Tempel gekommen bin: 



















In meinen Händen halte ich Geschenke, die ich bekommen habe: Puffreis und kleine durchsichtige sowie bunte Kügelchen, wohl auch zum Essen. 

Von Jammu aus ging es weiter nach Amritsar, der heiligen Stadt der Shiks.  Hier ein kurzer Überblick über den Shikismus, alles klar oder?



Das zentrale Heiligtum der Shiks ist der goldenen Tempel:










Den goldenen Tempel besuchen täglich ca. 50.000 Pilger. Betreten darf man den Tempel natürlich nur ohne Schuhe. Hierfür gibt es mehrere Gebäude mit laaaaangen Schuhregalen, an denen man seine Schuhe kostenlos abgeben kann:



Ein wirklich besonderes Erlebnis war die für Pilger kostenlose Speisung: Im 20 Minuten Takt werden jeweils 1000 Personen verköstigt, täglich zwischen 60 und 80 tausend Personen. Am Eingang zum Speisesaal bekommt man ein Tablett/Teller mit Vertiefungen. Nachdem man max. 20 Minuten gewartet hat, bis die vorherige Speisegruppe fertig ist, darf man den Speiseraum betreten und sich auf ausgelegten Stoffbahnen auf den Boden setzen. Den Teller stellt man vor sich und bekommt dann aus großen Eimern Reis, Chapati, Linsen und Kichererbsen. 















Und natürlich gibt es auch eine Geschirrückgabe/Waschstraße.


















Ein großes Lob, das Geschirr war blitzblank. Insgesamt einfach unglaublich, dass sowas in diesem unglaublich chaotisch Land funktioniert.

Neben dem Besuch der Sikh-Stätten sind wir noch an die indisch-pakistanische Grenze gefahren, um dort der Grenzschließungszeremonie beizuwohnen. Ein, auch bei Indern äußert beliebtes Ausflugsziel:

Hier Indien:




Hier Pakistan, wo "etwas" weniger los ist: 























Die Grenzschließungszermonie läuft wie folgt ab: Circa 1 Stunde vor Schließung der Grenze dürfen Frauen und Kinder mit indischen Flaggen bis zur Grenze vor- und dann wieder zurücklaufen, dazu ertönt Bollywood Pop:








Später wird dann angefangen zu tanzen: 
















Dann marschieren indische Soldaten strammen Schrittes zur Grenze, vollziehen mit ihren pakistanischen Kollegen eine  komplizierte , undurchschaubare Prozedur (wichtig ist es wohl die Beine beim Salutieren möglichst hoch zu strecken) und bringen dann die indische Fahne zurück. 

Moderiert wird das ganze dann von einem Mann im weißen Jogginganzug:







Insgesamt ein Event, dass aus anthropologischer Sicht auf jeden Fall eine ausführlichere Studie lohnt.


Nach Amritsar ging es dann nach Chandigarh, der Hauptstadt des Bundesstaates Haryana und Punjab. Chandigar ist etwas weniger chaotisch als andere indische Städte:




















Chandigar wurde in den 50er Jahren vom berühmten Architekten Le Corbusier geplant. Die Stadt ist in verschiedene Sektoren eingeteilt, wir haben z.B. in Sektor 22 gewohnt, die Regierungsgebäude finden sich in Sektor 1, dem "Kopf" Chandigrahs, Sektor 17 ist das "Herz" Chandigars,  dort geht es -- wie sollte es in einer modernen indischen Großstadt sonst sein -- um Shopping und Essen. Chandigarh wird vorgeworfen "charakterlos und unindisch" zu sein. Unindisch ist Chandigarh auf jeden Fall, beispielsweise gibt es Parks mit Spielplätzen und Fußgängerampeln:  









Umso faszinierender ist es dann, dass Chandigars berühmteste Attraktion, der Rock Garden, eine riesige Parkanlage mit verwunschenen Gängen, Wasserfällen, Schaukeln, abertausenden Figuren und Mosaikbildern ist. Die Figuren sind alle aus alten Armreifen, zerbrochenen Tellern und Flaschen, kaputten Steckdosen u.ä.  Gebaut wurde der Rock Garden heimlich von einem Straßeninspekteur des Public Works Department und erst 1973 entdeckt, damals hatte er schon eine Fläche von 5 ha. Hier ein paar Impressionen von dieser surrealen Fantasielandschaft






















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