Mittwoch, 12. Februar 2014

10 Tage Vipassana - 10 Tage krasse Selbstdisziplin oder Wie ich lernte Reisschleim zu akzeptieren

Die Vipassana-Technik -- wie wir sie nach S.N. Goenka lernen werden -- soll möglichst getreu an die von Buddha praktizierte Technik angelehnt sein. Im Prinzip geht es darum, zuerst unseren Atem und dann die Empfindungen in unserem Körper zu beobachten. Wir "facen" die "reality, as it is, not as you want it to be, as it is" und sollen somit -- hoffentlich in diesem Leben noch ;) -- glücklicher und gelassener werden. Wer genauer nachlesen möchte: www.dhamma.org und  http://de.wikipedia.org/wiki/Satya_Narayan_Goenka
 
10 Tage Vipassana sehen wie folgt aus: 
·         4:00: Wake-up Bell
·         4:30 - 6:30 : Morgenmeditation
·         6:30 – 8:00 : Frühstückspause
·         8:00 – 9:00 : Gruppenmeditation
·         9:00 – 11:00 : Gruppenmeditation light (d.h. man darf auch mal Pausen machen)
·         11:00 – 13:00 : Mittagspause inkl. Zeit für Fragen an den Meditationslehrerin
·         13:00 – 14:30: Gruppenmeditation light
·         14:30 – 15:30: Gruppenmeditation
·         15:30 – 17:00: Gruppenmeditation light
·         17:00 – 18:00: Abendessen
·         18:00 – 19:00: Gruppenmeditation
·         19:00 – 20:15: Theorie zur Vipassana-Technik
·         20:15 – 21:00: Gruppenmeditation
·         21:30: Nachtruhe

 
Und das soll ich jetzt 10 Tage lang machen?! Ich wusste ja eigentlich auf was ich mich einlasse. Aber je näher der Tag rückt, umso mehr denke ich an all die schönen Sachen, auf die ich verzichten muss. Eigentlich ist alles verboten, was potentiell Spaß machen könnte. Keine Musik, Bücher, Internet u.ä. Auch kein Sport. Natürlich kein Alkohol, Nikotin usw. Ach so und reden darf man auch nicht, also nur mit dem der MeditationslehrerIn bzw. mit dem Kursmanagement.
Bei unserer Ankunft im Meditationszentrum geben wir dann auch erstmal unsere Bücher, MP3-Player, Laptops usw. ab. Kontrolliert wird aber nicht. Danach dürfen wir unsere Zimmer beziehen. Vanessa entdeckt eine Frau, die in ihrem Zimmer ein Buch liest. Verdammt, wieso bin ich nur so ehrlich. Dann geht es los zur ersten Stunde Theorie zur Vipassana Technik. In diesen Abendlektionen kriegen wir auch immer die Anweisungen bzw. Aufgabe für den nächsten Tag. Unsere Aufgabe für den ersten Tag: Durch die Nase atmen und den Atem aufmerksam beobachten. Vor meiner Schilderung der 10 Tage aber erst mal ein paar Eindrücke von Meditationszentrum:

Unser Hof:
Die Meditationshalle: 
 
Am Anfang hat jeder ein großes und ein kleines Kissen bekommen. Nach 10 Tagen hatte eigentlich jeder "angebaut", also z.B. noch ein Kissen untergelegt oder sich ein extra Kissen für die Seite besorgt usw.  Irgendwie muss man ja tricksen, 1 Stunde sitzen ohne sich zu bewegen kann zu einer quälenden Ewigkeit werden.
Ganz links (erhöht und in orange statt blau) sieht man die Sitze für die Mönche. Wieso die höher sitzen durften als wir habe ich allerdings nicht verstanden.
 Home Sweet Home: unsere Zimmer
 Mein Teller, meine Tasse, meine Schüssel und mein Besteck:
 
 Yammi
 
Dann mal wieder chronologisch:

Tag 1: Es ist vier Uhr dreißig. Ich soll jetzt 2 Stunden meinen Atem beobachten. Leider habe ich Hunger. Und ich möchte einen Kaffee. Außerdem ist mir kalt. Obwohl ich in ein Top und T-Shirt und in mein Longsleev, meinen Pulli und meine Fleecejacke eingepackt bin. Vor mir liegt nun ein Tag mit 10 Stunden in denen ich lediglich meinen Atem beobachten soll. Und zwar meinen natürlichen Atem, wie der Guru-Typi Goenka mehrfach wiederholt: „Natural breath, just keep observing your natural breath. As it comes in, naturally, as it goes out, naturally, naturally”. Ja, ja! Ich habe die Anweisung schon verstanden. Die Umsetzung klappt: so naja gut. Meine Gedanken schweifen ab. Ziemlich schnell. Zwischendurch achte ich dann auch mal wieder auf meinem Atem. So 10 - 30 Sekunden. Dann schweifen meine Gedanken wieder ab. Schon ziemlich interessant, wo die Gedanken überall so hinwandern. Hier eine kleine Auswahl:
·         Wird die Welt wohl besser, wenn Barack Obama auch mal Vipassana ausprobieren würde ? (Antwort: Es besteht zumindest die Chance)
·         Was ist wohl das lustigste Zitat das man Mahatma Ghandi falsch zuordnen kann? (Antwort: „Die Hölle, das sind die Anderen“; Original aus Geschlossene Gesellschaft von Sartre)
·         Habe ich in Deutschland Oberteile, die farblich zu den pinken Sandalen, die ich mir in Hoi An habe machen lassen, passen? (Antwort: Vermutlich ja, 1 Oberteil)
·         Wann sind zwei Vektoren eigentlich nochmal orthogonal? (Antwort: Wenn ihr Skalarprodukt null ist)
·         Wann hat mein ehemaliger Chef nochmal Geburstag (Antwort: ???)
 
Tag 2: Wir sollen beobachten, wo genau unser Atem beim ein- bzw. ausatmen auf die Naseninnenseite trifft. Am Nachmittag bricht Vanessa ihr Schweigegelübde mit den Worten „Das ist die größte Scheiße, die ich je gemacht habe“. Ich bin ziemlich erkältet und wäre sehr froh, wenn ich überhaupt erstmal richtig durch die Nase ein- bzw. ausatmen könne. Für Vipassana muss man ja wirklich nicht viel können. Außer still sitzen und durch die Nase atmen. Damn it !
 
Tag 3: Wir sollen genauer beobachten, welche „Sensations“ wir auf der Außen- oder Innenseite der Nase und auf der Fläche unterhalb der Nase und oberhalb der Oberlippe fühlen. Dazu sollen wir uns ganz auf diese „small area“ fokussieren. Die area kommt mir ziemlich rießig vor. Zumindest deutlich größer als meine maximale Fokussionsfläche. So als müsste ich mit meiner Stirnlampe ein ganzes Fussballfeld ausleuchten. Die Lehrerin versteht mein Problem nicht. Ich versuche ihr klar zu machen, dass das Problem einfach darin besteht, dass zwei Flächen (meine Fokussionsfläche und die zu beleuchtende Flächen) nicht gleich groß sind. Sie versteht mich immer noch nicht. Ich werde unbalanced. Ziemlich unbalanced. Ich versuche nicht zu intellektualiseren und bemühe mich einfach gechillt mal meine ganze (!) Nasenaußen- und innenseite zu fühlen. Es klappt einigermaßen. Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, dass es eigentlich unmöglich ist.
 
Tag 4: Von morgens 4 Uhr bis zum Mittagessen (also bis 11 Uhr) steht „ auf der Fläche unterhalb der Nase und oberhalb der Oberlippe den Atem fühlen“ auf dem Programm. Dann geht es nachmittags endlich los mit der richtigen Vipassana Meditation. Tag 1 bis 3 war nur die Vorbereitung um unseren Mind zu schärfen. Jetzt dürfen wir langsam von „the top of the head“ bis zu den „tips of the toes“ wandern und auf unserem ganzen Körper Sensations fühlen. Alter! Auf dem ganzen Körper!! Wie aufregend !!! Nicht mehr nur Nase bis Oberlippe. Ich bin begeistert. Leider dürfen wir uns ab jetzt auch nicht mehr bewegen, sondern müssen -- zumindest während der Gruppenmeditation -- 1 Stunde lang still sitzen (mit geschlossenen Augen versteht sich). Das ist mal leider gar nicht so einfach, wenn nach ca. 40 Minuten der Schmerz in den Schultern oder in den Beinen einfach zu stechend wird. Ich schummele also und lockere ein bisschen meine Beine. Außerdem beobachte ich ein bisschen wie es den anderen so geht. Irgendwo in der Meditationshalle bewegt sich immer jemand. Auch die Mönche bewegen sich ab und zu. Ich bin beruhigt und mache meine Augen wieder zu. Muss ja keiner mitbekommen.
 
Tag 5: Heute dürfen wir wieder den ganzen Tag vom „the top of the head“ bis zu den „tips of the toes“ Sensations fühlen. Leider bin ich nicht mehr so ganz motiviert wie an Tag 4. Ich schwänze die letzte halbe Stunde der letzten Nachmittagsmeditationssitzung. Einfach weil ich keinen Bock mehr habe. Ich chille auf meinem Bett ab. Ich kriege ein schlechtes Gewissen. Der Kram fängt schon an zu wirken. Verdammt. Das hat aber auch Vorteile. Abends gibt es z.B. wieder Reisschleim statt Reis. Statt zu lamentieren, schaffe ich es direkt zu denken, dass ich auch diese Realität einfach akzeptieren soll -- ich kann sicherlich nichts daran ändern, sondern finde mich am besten so schnell wie möglich damit ab.

 
Tag 6: Heute dürfen wir von von „the top of the head“ bis zu den „tips of the toes“ und – ACHTUNG Es wird spannend -- dann wieder von den „tips of the toes“ bis zum „top of the head“ wandern. Es ist wieder 4 Uhr 30 morgens. Ich sitze in der Meditationshalle und wandere so vom top of the head bis zum Schulterblatt. Dann fange ich an über delayed gratification nachzudenken. Dann denke ich über das Marshmallow-Experiment (http://en.wikipedia.org/wiki/Stanford_marshmallow_experiment) nach. Ich denke daran, wie unglaublich lustig die Youtube Videos sind. Ich denke darüber nach, dass gezeigt wurde, dass das Alter einen Einfluss auf die Entscheidung „warten“ bzw. „sofort essen“ hat.  Ich denke darüber nach, was das für einen Einfluss auf die Erklärungsmuster Vertrauen bzw. Fähigkeit zur delayed gratification hat. Ich denke über partielle Regression nach. Dann denke ich wieder daran, wie unglaublich lustig die Youtube Videos sind (https://www.youtube.com/watch?v=QX_oy9614HQ). Dann ist die Morgenmeditation vorbei. Den Rest des Tages gebe ich mir mehr Mühe.

 
Tag 7:  Heute dürfen wir wieder von von „the top of the head“ bis zu den „tips of the toes“ und dann wieder von den „tips of the toes“ bis zum „top of the head“ wandern um unsere Sensations zu beobachten. Evtl. spüren wir dann schon einen “free flow of sensations troughout the body”.  Wenn nicht ist auch nicht schlimm. Hautpsache man beobachtetet alle sensations objectively. Tag 7 ist der Tag der Extreme. Ich hatte Phasen mit „Ich liebe mein Leben. Und überhaupt wird alles sooooo toll. Und ich will den Inka-Trail nach Macchu Picchu laufen. Oder den Annapurna Circuit. Alternativ zum Mount Everest Bascecamp. Und: Was ist wohl die schwerste Fahrradstrecke der Welt ? Egal, die fahre ich auf jeden Fall.“  Es gibt aber auch Phasen wie „Ich hasse mich bzw. meine Nase. Wieso kann ich nicht hübscher sein? Wieso habe ausgerechnet ich so eine Nase abbekommen? Wäre ich zu dick, könnte ich wenigstens abnehmen. Ich hasse mein Gesicht“. Nun ja, Vipassana soll ja auch ein paar „deep roted complexes“ lösen. Joah, das hat geklappt würde ich mal sagen. Dank meines rationalen Ichs haben die negativ Phasen aber nicht so lange gedauert, ich habe dann doch immer relativ zeitnah eingesehen, dass die Lage evtl. doch nicht ganz so schlimm ist. Zudem kann ich berichten, dass ich mittlerweile – wenn auch unter großer Anstrengung – 1 Stunde lang sitzen kann. Dafür wird mein Schmerz in der linken Schulter immer schlimmer.
 
Tag 8:  Wieder vom Top of the Head zu den Tips of the Toes und zurück. Wieder sagt der Guru-Typi dass manche evtl. schon einen free flow throughout the body fühlen können. Ich zähle leider nicht dazu. Überhaupt ist meine linke Schulter taub. Ebenso mein linker Arm (Vermutlich wegen dem stechenden Schmerz in der linken Schulter). Auch in meinen Beinen kann ich nicht so viel fühlen. Außer wie angespannt meine Muskeln sind. Ich bin demotiviert. Vanessa auch. Vor dem Abendessen flüstert sie mir zu „Es gibt keine Skala auf der man meine nicht vorhandene Motivation messen kann.“ Ich bin an folgendem Punkt: "Wenn man einmal angefangen hat, ist es meistens nicht sooo schlimm“. Nun ja, anscheinend reicht so ein niedriges Motivationsniveau um mich um 4 Uhr morgens zum aufstehen und dann 10 Stunden lang zum meditieren zu bewegen. Faszinierend. Gerne würde ich länger darüber nachdenken, was das über mich und meinen Charakter aussagt. Aber ich versuche tapfer mal was in meinen Beinen zu fühlen. Die Meditationslehrerin kann bestimmt sehen, ob man gerade abschweift oder bei der Sache ist – und ich will ja nicht auf den letzen Metern aus dem Camp geschmissen werden.
 
Tag 9: Der Tag der totalen Krise. Nach der morgentlichen Gruppenmeditation kriege ich die totale Krise. Ich laufe ca. 1 Stunde lang wütend unseren Außenbereich auf- und ab und denke in etwa Folgendes: „Was für ein Quatsch. Was für ein selbst-referentielles System. Das ist alles nur eine Self-Fulfilling-Prophecy. Wenn man sich das mal aus Außenstehender anhört, dann denkt man doch, was für ein ausgemachtes Guru-Zeug ziehen die sich da gerade rein???? Und man muss daran glauben, dass es was bringt. Nur dann bringt es was. Und davon bin ich gerade meilenweit entfernt. Wenn man Vipassana macht und es wie ich gerade für totalen Humbug hält, dann bringt es sicherlich nichts. Ich will hier weg. Ich will hier weg“. Nach dem Mittagessen kriege ich mich dann mit rationalen Argumenten wieder ein: „Man kann sicherlich noch nicht alle Mind-Matter Phänomene verstehen. Und es gibt ja viele Studien, die für Vipassana sprechen. Als das Penicillin erfunden wurde, hat man ja auch nicht genau verstanden, wie das biochemisch wirkt. Trotzdem hätte ich auch damals bestimmt Penicillin genommen. Und das Ziel von Vipasana auf Vorkomnisse bzw. Ereignisse in a „calm and balanced way“ zu reagiern, finde ich ja echt gut. Und eigentlich versuche ich ja gerade nur meinem Gehirn bzw. meinen Neuronen einen neuen „Weg bzw. Routine“ anzutrainieren. Und das Gehirnströme von Meditierenden anders sind, ist ja erwiesen. Und Vipassana tut ja bestimmt nichts Schlechtes. Sondern sogar vielen Leuten was Gutes. Die Vipassana-Zentren finanzieren sich ja nur aus Spenden und alle die dort „arbeiten“ tun das freiwillig und unentgeltlich. Das würden ja nicht so viele Leute machen, wenn Ihnen Vipassna nicht so gut tut. Und notfalls zähle ich einfach auf den Placebo-Effekt“  Nun ja, so kriege ich mich dann irgendwann wieder ein.
Tag 10: Es ist 6:30 in der Früh. Die erste Meditationssitzung ist geschafft. Vanessa läuft an mir vorbei und summt „Final Coutdown“. Nur noch ein letztes Mal Morgen-Gruppenmeditation. Dann dürfen wir reden und haben nur noch so ein paar lockere Programmpunkte. Mein Lächeln wird immer größer.  Ich setzte mich zur Gruppenmedition. In meinem Kopf stimme ich ein letztes Mal „Eye of the Tiger“ an. Damit habe ich irgendwann an Tag 8 (?) angefangen. Ach ja, sobald "Face to face, out in the head.... Just a man and his will to survive... It's the eye of the tiger, It's the thrill of the fight, Rising up to the challenge of our rival" in meinem Kopf ertönt, fühle ich mich stark genug die Meditation durchzuziehen. Am letzten Tag steht zudem eine neue Meditationstechnik auf dem Programm. Ziel dieser Technik ist es Liebe und Mitgefühl für alle Lebewesen (Menschen inkl.) zu entwicklen. Hört sich gut an. Ich bin dabei. Der Guru-Typi erklärt uns, dass wir wieder durch unseren Körper wandern, aber diesmal ganz viel Love, Peace and Harmony fühlen sollen. Ja.... Ähm. War mir von der Länge bzw. Ausführlichkeit der Erklärung her, eher zu kurz. Dazu „chantet“ der Guru-Typi Sätze wie „May all beings share my peace“; „May all beings share my harmony“; “May I forgive all beings”; “May all beings forgive me”; „May all beings be happy“; “May all beings be peaceful” usw. Je länger er singt, umso agressiver werde ich. Er singt ziemlich lange. Ich werde unbalanced. Very unbalanced. Dann ist die Morgen-Meditation vorbei. Wir dürfen den Saal verlassen und REDEN (o.k. haben wir ja heimlich schon vorher manchmal, aber halt immer nur so 2-3 Sätze). Vanessa kommt auf mich zu, wir laufen langsam den Hof Richtung Essenshalle hoch. Wir umarmen uns und stellen fest, dass wir beide sehr sehr froh sind, dass der Kurs vorbei ist. Nach so 2-3 Metern wurde mir bewusst, dass ich ja immer noch nicht lügen darf (muss man am Anfang versprechen) und korrigiere: „Also ich bin eigentlich wirklich froh und glücklich und so, aber gerade bin ich voll aggro -- das mit der Liebe und dem Singen, das war einfach zu viel“. Vanessa lacht, ihr gehe es genaus so. Dann lachen wir beide – und zwar laut und lange. Das bekommt den Agressionen echt gut – die verflüchtigen sich nämlich ganz schnell. Mit dieser Mischung aus einem schalen Nachgeschmack von Agression und ganz viel Glücksgefühl endet unser 10 Tage Vipassana Kurs. Zum Abschluss gibt es ein kleines Festessen, einen Film über Vipassana-Kurse in verschiedenen indischen Gefägnissen ...und wir kriegen endlich unsere Sachen wieder.
 
10-Tage Vipasana – Ein Fazit:
Ich bin echt froh, dass ich das durchgezogen habe. Das war auf jeden Fall eine interessante und bereichendere Erfahrung. Und es hat wirklich gut getan. Man merkt, dass der Kopf wirklich ruhiger wird. Und dass man es schafft, seine Gedanken zu kontrollieren. Ein gutes Gefühl. Ich würde auch einen Fortgeschrittenen-Kurs machen, aber vielleicht eher so in zwei oder drei Jahren.
 
Inhaltliche Kritik am Kurs habe ich folgende: In einem der allabendlichen Theorie-Videos erzählt der Guru-Typi  was von Wiedergeburt. In dem anderen was von „tiny, little chalappas“ (oder so ähnlich). Das seien vibrierende subatomare Partikel aus denen das ganze Universum aufgebaut ist. Die „chalappas“ bestünden aus 4 Elementen (Feuer, Erde, Wasser, das vierte habe ich vergessen). Das hat Buddha nämlich gespürt. Wer mich kennt, kann ja ungefähr einschätzen, wieviel Aversion ich entwickele, wenn ich mir sowas anhören muss. Zudem bezweifele ich, wie alltagstauglich Vipassana wirklich ist. Der Guru-Typi weißt nämlich mehrfach darauf hin, dass wir sowohl morgens wie auch abends eine Stunde meditieren sollen.
Interessant fand ich zu merken, wie intensiv die Empfindungen werden. Zum Beispiel konnte ich irgendwann fühlen, dass das eine T-Shirt, das ich mir noch für den Kurs gekauft habe, nicht gut für die Haut ist, weil das Material zu "chemisch" ist. Das war wirklich eine interessante Erfahrung. Man weiß ja, dass manche Klamotten nicht gut für die Haut sind, aber das man das so intensiv spüren kann -- faszinierend.  Überhaupt riecht und schmeckt alles viel intensiver. Das schließt die Blumen im Hof leider ebenso ein wie den eigenen Schweiß.
Was ich sehr bereichernd fand, waren die Beziehungen die ich – und zwar ohne zu reden -- zu den anderen Frauen aufbauen konnte. Neben Vanessa und mir gab es noch 7 andere Touristinnen, alle so in unserem Alter. Die kamodschanischen Frauen waren alle so 50 plus. Ich empfinde echt so viel Liebe, Respekt und Zuneigung für die Frauen Kambodschas. Die waren alle so herzergreifend. Hinter mir saßen zum Beispiel 3 ältere Frauen. Ich habe sie die 3 weisen Ladies genannt. Die älteste war 95 (!), die jüngste ca. 80 Jahre. Immer wenn ich nicht mehr konnte, habe ich mich umgedreht und da saßen die 3 weisen Ladies, eingehüllt in ihre weißen Tücher, mit ihren kurzgeschorenen Haaren und waren immer ganz konzentriert. Das war sooooo schön anzusehen. So unglaublich schön und berührend. Einmal hat mich eine der ladies "verarscht“: Ich habe immer vor den Meditationssitzungen noch ein paar Dehn- und Streckübungen gemacht. An einem Tag hat mich die 95-jährige Oma so mit dem Arm angestupst und lachend auch ein paar Hampel-Übungen gemacht – und ist dann mit einem fetten Grinsen lachend weiter in die Meditationshalle. Neben den drei weisen Ladies hatte ich auch bei 3 anderen Frauen das Gefühl, dass sie irgendwie „Verbündete“ geworden sind. Am Ende des Kurses kamen dann auch die 3 Frauen auch auf mich zu und haben mich umarmt. Das war total schön. Ich habe mit diesen Frauen ja nie ein Wort gewechselt, sondern wenn dann nur über Gesten, Blicke und Lächeln kommuniziert.  Auf der Rückfahrt habe ich mich dann -- danke einem der Mönche, der Englisch konnte -- mit einer der Frauen etwas länger unterhalten können. Sie hat mir erzählt, dass sie selbst keine Kinder bekommen kann, aber dass Vanessa und ich jetzt ihre Kinder seien und wir sie in ihrem Dorf besuchen kommen sollen. Auch das waren wirklich sehr schöne Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin

 
 
 
Nach dem Meditationskurs haben sowohl Vanessa wie auch ich erstmal ein Ruhe Bedürfnis. Irgendwie komisch, ist aber so. Wir fahren dann erstmal an den Strand, bevor es dann für mich weiter nach Bangkok zum Teil 2 meiner Wurzelkanalbehandlung geht. Zum Glück bin ich ja ganz entspannt und kann die -- mir sehr sehr unliebe -- Realität "facen, as it ist, as it is, not as you want it to be, but as it is, as it is" -- um zum Abschluss nochmal Goenka zu zitieren.
In diesem Sinne: Ohmmmm 
 
 
 
 

Dienstag, 11. Februar 2014

Vietnam - Hanoi

Hanoi war irgendwie nicht unsere Stadt. Das lag -- glaube ich -- aber auch stark daran, dass nach der Halong-Bucht weder Vanessa noch ich wirklich in Stadtlaune waren.
  
Hanoi war auch anders als erwartet. Ich hätte mir Hanoi viel moderner vorgestellt.     
Hier ein paar Eindrücke vom Stadtbild:
 
 
 
 
 
 
 
Auch gab es nicht sooo viele "Sehenswürdigkeiten", die mich oder Vanessa wirklich angesprochen haben. Zum Beispiel haben wir die ganzen Ho-Chi-Minh Verehrungsbauten direkt mal ausgespart.
 
Gut gefallen hat uns der "Temple of Literature":
 
 
 
 
Auch weil sie mal richtige Musikinstrumente haben:
 
 
 
 
Und die sinnvollsten Hinweisschilder, auf die ich bisher auf meiner Reise gestoßen bin:
 
 
 
 
 
Auch der Hoan Kiem See hat mir gut gefallen: 
 
 
Ist halt auch ein richtig romantischer Ort (zumindest gab es viele Pärchen, die sich vor der roten Brücke haben fotografieren lassen).
 
 
 
Richtig langweilig war die Thang Long Zitadelle, die alte Kaiserstadt.
ABER: sie hatten eine Ausstellung mit ca. 100 Mini-Bäumen.
Das hat mich persönlich wieder mit dem 1 Dollar Eintritt versöhnt (Vanessa nicht)
Minibäume sind ja soooo cool:
 


 
 
Den Rest unserer Zeit haben wir mit Streifzügen durch das Old Quarter verbracht. Im Reiseführer wird das Old Quarter wie folgt beschrieben "This is the Asia dreamed of from afar. Steeped in history, pulsating with life, bubbling with commerce, buzzing with motorbikes and rich in exotic scents, the Old Quarter is Hanois historic heart". Wir fanden das Old Quarter schon ganz nett. Aber nach der Lektüre des Reiseführers hatten wir uns doch mehr Altstadt bzw. mehr historische Gebäude vorgestellt. Hier ein paar Eindrücke:
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Also insgesamt hat uns Hanoi nicht wirklich begeistern können. Dafür haben wir in der "Chinesisches Neujahr Artikel"-Verkaufsstraße gewohnt. Das war schön, weil alles geglitzert hat.
 
 
 
 
 
Damit gehen dann fast 6 Wochen Vietnam zu Ende. Mein persönliches Fazit: Ja, was alle sagen stimmt. Vietnam ist wirklich anders als die anderen Länder in Südost-Asien. Wir hatten z.B. in den Central Highlands, mit der Hotelbesitzer-Familie auf Phu Quoc, mit der Rezeptionistin in Hanoi echt sehr sehr nette Begegnungen. Aber zum Beispiel waren Busfahrer oft echt unfreundlich und wir hatten diese Horror-Erfahrung mit unserem Hotelbesitzer in Hoi-An. Dafür fand ich die Kulturgeschichte und historischen Stätten (außer MySon) echt interessant und die Landschaft Vietnams ist wirklich toll und auch sehr abwechslungsreich, was mir wirklich gut gefallen hat. Ach und habe ich schon erwähnt, wie unglaublich lecker das Essen ist ;) 
 
Von Hanoi aus sind wir dann über Bangkok zurück nach Battambang/Kambodscha, um dort einen Vipassana-Meditations Kurs zu machen. Das waren sehr stressige Tage. Seit Hue hatte ich nämlich Zahnschmerzen und war dann in Hanoi beim Arzt. Dieser hat mich darüber informiert, dass irgendwas in meinem linken Backenzahn  gebrochen sei und ich das so schnell wie möglich behandeln lassen muss. Und zwar von einem Spezialisten. Was ca. 1 Woche dauern würde. Vipassana-Kurs ade. Zum Glück hatten wir ja uns ja entscheiden über Bangkok nach Battambang zu reisen. Wir sind also morgens um 6 in Hanoi los, waren so um 11 in Bangkok, um 1 im Hotel und um 3 in der Zahnklinik. Dort wurde ich zum Glück direkt behandelt und mein Zahn wurde provisorisch verschlossen, so dass ich  -- zwar ziemlich gestresst und unter starken Schmerzmitteln – pünktlich meinen Meditationskurs starten konnte! Dazu dann mehr in meinem nächsten Blog :)
 
Last but not least gibt es noch mehr Gutes zu berichten. Herbie ist endlich nicht mehr illegal unterwegs ! Er konnte mit seinem neuen Pass offiziell in Thailand ein- und wieder aus- bzw. in Kambodscha einreisen.
 

Montag, 3. Februar 2014

Vietnam: Natur, Natur, Natur, Abenteuer und Action in Ninh Binh und in der Halong-Bucht

Von Hue ging es weiter in den Norden nach Ninh Binh.
Ninh Binh kann man gut beschreiben: laaaangweilig !
 
Zum Glück haben wir Herbie. Mit Herbie ist es irgendwie nie langweilig.
Hier Herbie und Vanessa bei der Probe ihrer Band Sri Mongkol: 
 
 
Herbie ist auch wirklich sehr gut darin Kontakte zu knüpfen.
 
 
Und wir entdecken immer noch weitere praktische Anwendungen von Herbie.
Unter anderem sind vietnamesische Tische immer etwas zu klein. Aber nicht mit Herbie!
Unser Kleiner hat einfach die perfekte Größe um seinen Arm darauf abzulegen !
 
 
 
 
So enttäuschend Ninh Binh war, umso begeisterter waren wir von der Landschaft um Ninh Binh:
 
 
 
 
Definitiv eine Landschaft die zum Klettern einlädt :) 
 
 
 
 
 
Nach Ninh Binh ging es dann nach Cat-Ba Island in der Halong-Bucht. Wir waren ja schon sehr angetan von der Landschaft in Ninh Binh, aber Cat Ba Island war wirklich atemberaubend toll:
 
Hier der Blick von unserem Hotelzimmer aus 
(Ich poste mal nur eins von den gefühlten 300 Bildern die Vanessa gemacht hat) 
 
 
Am nächsten Tag waren wir wandern im Cat-Ba National Park:
 
 
 
 
 
 
Am Tag unserer Bootstour durch die Halong-Bucht hatten Vanessa und ich unseren ersten richtigen Streit auf der Reise. Bisher haben wir Konflikte immer gelöst, indem ich einfach klein beigebe. Aber jetzt hat sie mich Simone genannt, nach einem Streber-Mädchen aus ihrer Klasse. Und da war ich wirklich böse.
  
 
 
Und Vanessa auch -- zu Recht -- ganz schön eingeschüchtert.
 
 
Nun ja, aber auch diesen Konflikt konnten wir vergleichsweise schnell lösen.
Ich: "O.k. ich kaufe dir einen Kaffee, wenn du aufhörst mich Simone zu nennen und mich auch  nicht mehr so anguckst, dass ich weiß, dass du mich in Gedanken Simone nennst "
Vanessa: "O.k., wenn du diesen Satz in deinem Blog postest"
Ich: "O.k."
 
Ja, so war das. Und dann konnten wir auch unsere Bootstour durch die Halong-Bucht voll genießen:
Die Halong-Bucht ist wirklich super-super schön. Es ist mir sehr schwer gefallen, eine Bilder-Auswahl zu treffen, hier mein Versuch:  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Weil uns Cat-Ba Island so gut gefallen hat, haben wir noch einen Wandertag drangehängt. Nächstes Ziel ist dann Hanoi - also absolutes Kontrastprogramm zur schönen, ruhigen Cat-Ba Insel.