Freitag, 3. Januar 2014

Vietnam - Sylvesterblog

Nach knapp einer Woche Strand sind wir nun zurück in Saigon, diesmal mit mehr Zeit um die Stadt zu entdecken. Wir kommen im Backpacker-Viertel des zentralen Districts 1 unter. Der Reiseführer beschreibt das Viertel als lebendig, bunt und quirlig. Gut ich hätte eher die Worte laut, chaotisch und hektisch gewählt, aber lebendig, bunt und quirlig ist wohl für einen Reiseführer die strategischere Wortwahl.
 
 
Richtig nett war es dafür, wenn man von den Hauptverkehrsstraßen in die kleinen Gässchen des Districts 1 reinspaziert ist. Man fühlt sich plötzlich wie in einer ganz anderen Welt, der Touri-Troubel ist ganz weit weg und man ist ganz nah am lokalen Leben, einfach auch weil die Wohn/Esszimmer immer im Erdgeschoss sind und manchmal auch als Straßenküchen umfunktioniert werden.  
 
 
 
Die größte Herausforderung in Saigon: sicher über die Straße kommen. In seltenen Fällen gibt es Ampeln, ab und zu gibt es Zebrastreifen, die aber ohne Ampeln nichts bringen. Man stelle sich nun eine circa 3- bis 4-spurige Straße vor, auf der aber kaum Autos fahren sondern in einem wilden Durcheinander ca. 10 Roller pro Sekunde auf einen zugeschossen kommen.  Man stelle sich nun meinen Herkunftsort vor: Schöllkrippen im Herzen des oberen Kahlgrundes, 2000 Einwohner, zwei Zebrastreifen und seit meinem zwölften Lebensjahr auch eine Fußgängerampel. Man bedenke ferner, dass ich Strukturen gut und Chaos schwierig finde. Ich lerne: Vertrauen zu haben. Irgendwie sind wir immer auf die andere Seite gekommen, man muss einfach nur los- und dann in einem möglichst gleichmäßigen Tempo weiterlaufen..... die RollerfahrerInnen werden schon ausweichen..... Alles wird gut..... irgendwie.....Ohmmmmm.....Ich lerne Kontrolle abzugeben und Vertrauen zu haben.......Ohmmmm

 
 Leider wurden wir für das mutige Überwinden vieler, vieler Straßenkreuzungen nicht immer angemessen entlohnt. So waren sowohl der Reunification Palace wie auch das War Remnants Museum eher enttäuschend.  Der Reunification Palace einfach, weil furchtbar langweilig. So langweilig, dass wir angefangen haben uns kleine Mutproben zu stellen („Du getraust dich nicht, die Knöpfe da alle zu drücken“ „Oh doch!“; die weiteren Mutproben möchte ich lieber nicht im Netz beschreiben).  Das einzig Lustige am Reunification Palace war die Dachterarsse. Ursprünglich konzipiert „to find calmness and inner peace when facing difficult decicisons“ hat der Präsidentenstab sie als Party-Terrasse mit Kino, Tanzsaloon und Bar umgestaltet. Wegen dem Hedonismus der Südvietnamesen gibt es also nun kein Facebook in Vietnam, Ärgerlich !
 
 
 
 
Das War Remnants Museum hingegen war einfach nur furchtbar einseitig. Auf Südvietnam wird nur als „Puppet Regime“ bzw. „Puppet Army“ Bezug genommen, ansonsten ging der Krieg anscheinend rein gegen die Amis, dass es auch ein Bürgerkrieg war ist anscheinend ein nicht so erwähnenswertes Detail. Im Museum gab es ein Gästebuch, Vanessa und ich haben das ein bisschen durchgeblättert um zu schauen welche Reaktionen das Museum bei den anderen Besuchern auslöst. Der mit einem Anteil von ca. 30-35 Prozent häufigste Eintrag in dem Buch ist „I love Vietnam“. Die meisten anderen Einträge gingen im Wesentlich darum wie schlimm Krieg doch ist – Immerhin !
 
 
 
Interessanter waren die Chu Chi Tunnels: Ein 200 Kilometer langes Tunneltunnel-system, ca. 70 Kilometer außerhalb Saigons, dass die Vietcong für ihren Guerillakrieg gegen die US-Amerikaner und Südvietnamesische Regierung gebaut haben.
 
 
 
 
 
Hmmm, auch Verwirrungstaktik der Vietcong ???
 
 
Der Höhepunkt unseres Saigon Aufenthaltes war definitiv unser Sylvester. Hier die Highlights eines sehr lustigen Abends.
 
Gestartet haben wir in einem Schönheitssalon. Den Besuch eines Beauty-Salons hatten Vanessa und ich schon länger vor, in ganz Südostasien ja ein fester Bestandteil weiblicher Kultur, also aus soziologischer Sicht natürlich sehr interessant. Unser Besuch im Beauty-Salon war für alle Beteiligten außer mich ein durchaus spaßiges Event, ich habe festgestellt dass meine Toleranzgrenze für Aufhübschaktionen bei 10 Minuten liegt -- was definitiv zu wenig ist für die ganzen Schichten Make-Up, Whitening-Zeugs, Rouge (eine sinnlose Kombi wie ich finde) die drauf müssen. Auch werden die Haare zu erst gecrappt (die 90er lassen grüßen, ich wusste gar nicht, dass man das heute immer noch macht) und dann geglättet.
 
 
 

Nun ja, auch das Ergebnis kann sich nicht sehen lassen. Die Kombination aus dem Motto des Schönheitssalons "Je mehr, desto besser" und der Tatsache, dass es bei meiner Größe schwierig ist ein Kleid zu finden, das nicht aussieht wie ein breiterer Gürtel, führt dann zu folgendem erschreckend-ernüchternden Ergebnis.  Experiment Beauty-Salon also aus meiner Sicht gescheitert. Eine Stunde Zeit für eine Verschlechterung meines äußeren Erscheinungsbildes: Kein besonders guter Deal !
  
 
 
Als nächstes ging es dann zum Saigon-River. Das Feuerwerk bestaunen 90 Prozent der anwesenden Vietnamesen komplett durch ihre Handykamera, war recht lustig anzusehen war. 
 
 
 
 
Nach dem Feuerwerk wollten wir noch tanzen gehen. Eigentlich waren wir auch zuerst im Taxi, was eine vietnamesische Großfamilie wohl anders gesehen hat.
 
 
Mit dabei  auf unserer Irrfahrt durch Saigon war übrigens Muffin, unser pinkes Pony das wir als Freund für Herbie, unsere Schüssel gekauft haben.
 
  
 
Nach ca. 10 Minuten, hat der Taxifahrer dann verstanden, dass wir NICHT zu der vietnamesischen Großfamilie gehören. So durften wir dann aussteigen und kamen nach einer kleineren Odysee durch Saigon dann doch noch irgendwann im Lush an.
 
 
 
 
Der Club war eigentlich auch ganz cool, eine gute Mischung aus ca. 70 Prozent Vietnamesen und ca. 30 Prozent Touris. Leider haben sich manche Touris den vietnamesischen Mädels gegenüber echt unmöglich benommen. Ich fand es echt so schlimm anzusehen, wie respektlos manche Männer mit den Vietnamesinnen umgegangen sind, sowas berührt mich voll und macht mich einfach wütend. Zudem wurde im Club auch Muffin geklaut -- wer macht denn sowas ?????
 
Der Ausklang unseres Sylvesters war also eher enttäuschend. Da um vier Sperrstunde ist, haben wir es dafür am nächsten Tag noch ins Museum of Fine Arts geschafft, dass hat mir echt gut gefallen und kann ich im Gegensatz zum Reunification Palace oder War Remnants Museum auch uneingeschränkt für einen Saigon Besuch empfehlen: 
 
 
 
 
 
 
 
 
Als nächstes geht es dann nach Dalat, einem Urlaubs-Erholungsort in den Central-Highlands.

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