Samstag, 30. November 2013

Kambodscha Phnom Penh

Phnom Penh: Es regnet, es regnet in Strömen, stundenlang !

Es ist Ende November, die Regenzeit sollte längst vorbei sein. Wir haben Indien, Nepal und Thailand im Juli und August bereist, eigentlich die absolute No-Go-Zeit, aber Monsun-Regen hatten wir da echt selten. Vor Beginn der Reise dachte ich, o.k. dann habe ich wahrscheinlich am Anfang zwei Regenmonate vor mir, aber ab Oktober wird es ja besser.  Naja, falsch gedacht.
Unsere Stadterkundungstour brechen Moana und ich dann erstmal ab .
Unsere Stimmung ist gedrückt.  Moana und ich genehmigen uns daraufhin erstmal einen Drink:

 
Links Moanas Mojito, rechts meine PinaColada.
Man sieht keinen Unterschied zwischen den Drinks ?! Genau, Moanas Mojito hatte auch keine Minze drin, meine Pinca Colada hat geringfügig nach Kokusnuss geschmekt, immerhin !

Da ich auf der ganzen Reise so gut wie keinen Alkohol getrunken habe, tut der Cocktail trotzdem seinen Zweck. Und es ist ja auch sehr schön Moana wiederzusehen:

 
Am nächsten Tag ist tagsüber das Wetter gut und wir fahren zu den Killing Fields in Choeung Ek. Dort wurden unter dem Khmer Rouge Regime auf grausamste Weise fast 20.000 Menschen umgebracht. Da Kugeln zu teuer waren, wurden die Menschen mit Äxten, Beilen und ähnlichem erschlagen. Die Babies wurden einfach so lange gegen einen Baum geschlagen, bis ihre Gehirne oder ihre Körper zerplatzt sind. Die Schädel der Opfer werden heute in einer Gedenk-Stupa aufbewahrt:

 
Choeung Ek ist ein absolut bedrückender Ort.  Insgesamt starben unter den Khmer Rouge 
 
2 von 8 Millionen Kambodschanern, 2 von 8 Millionen! Jeder im Land muss Verwandte haben, die unter den Khmer Rouge starben.  Unfassbar, was Menschen anderen Menschen antun können. Und das ist gerade mal 35 Jahre her (1975-1979). Schlimm fand ich, dass ich direkt außerhalb des Choung Ek Gelände einen kleinen Jungen gesehen habe, der mit einer selbst gebastelten Styropor-Pistole gespielt hat. Unfassbar, direkt neben dem Maschendrahtzaun der das Choueng Ek Gelände umgibt.


Am nächsten Tag haben wir noch das Tuol Sleng Museum besucht, das größte Gefängnis unter den Khmer Rouge, von dem aus die Menschen nach übelster Folter zu den Killing Fields deportiert wurden. Insgesamt gab es nur 7 Überlebende von 20.000 Inhaftierten.  Tuol Sleng fand ich nochmal bedrückender als die Choueng Ek. Die Khmer Rouge haben von jedem Inhaftierten eine Akte mit Fotos aufgenommen. Man hat Fotos von insgesamt 5.000 der 20.000 Gefangenen gefunden, die heute im Museum in mehreren Räumen ausgestellt sind. Es war schon schlimm, die ganzen Schädel in Choeung Ek zu sehen, aber die Gesichter der ganzen unschuldigen Opfer zu sehen ist nochmal schlimmer. Schädel haben für mich auch was medizinisch-abstraktes, die Fotos von unschuldigen Männern, Frauen, Kindern und Babies, von denen man weis, dass sie auf grausamste Art und Weise gefoltert und getötet wurden, gehen einem direkt ins Herz und Mark.




Das ganze berührt mich sehr und ich habe das dringende Gefühl mich in Deutschland wieder aktiv zu engagieren, zumindest aus meiner Mitgliedschaft bei Amnesty, die bisher nur aus dem Zahlen von Beiträgen besteht, eine aktive Mitgliedschaft machen. 
 
Echt schlimm fand ich auch, wie absolut unpassend manche anderen Besucher des Tuol Sleng Museums bekleidet waren. Ich habe eine Führung durch das Museum mitgemacht. In meiner Gruppe waren noch 5 andere Mädels, ca. zwischen 20 und 25 (das Land verrate ich nicht) bekleidet mit folgenden Outfits: Minikleidchen bzw. Tops bei denen man circa 50% der Oberfläche des BHs sieht; Röcke, die eigentlich nur breite Gürtel sind, den Mädels darf auch keinen Fall mal was runterfallen, das sie aufheben müssen; weiße, dünne Kleidchen, die so durchsichtig sind, dass man die Muster und Farbe der Unterwäsche sieht und ähnliches. Ich kann das einfach nicht verstehen. So ein Outfit ist meinetwegen am Strand in Thailand o.k., aber in Kambodscha absolut unangemessen und respektlos und an Orten wir Tuol Sleng oder Choueng Ek einfach nur pietätslos. Zum Glück gibt es auch die anderen Touris mit angemessenen Outfits. Die müssen mich wahrscheinlich ein bisschen komisch gefunden haben, ich habe jeden mit einem überfreundlichen Lächeln zugenickt ;)
 
Nach dem Tuol Sleng Museum brauchten wir erstmal eine Auszeit bevor wir uns weiter auf Entdeckungstour durch Phnom Penh machen. Nun ja, in Phnom Penh gibt es schöne, normale und weniger schöne Gebäude. Hier ein paar Eindrücke von Phnom Penh:
 
 



 
 
 
 

Mit am schönsten und auf jeden Fall einen Besuch wert ist der Königspalast:

 
Leider nehmen die Landschaftsplaner nicht so viel Rücksicht auf ein harmonisches Stadtbild, die Zahl der hässlichen Gebäude wird sich in naher Zukunft um mindestens eins erhöhen:

 

Sehr nett fand ich die OunaLom Pagode. Die Pagode ist an sich unspektakulär, aber sie wird daher  nur von wenigen Touristen besucht und bietet so eine kleine Ruheoase in der hektischen Stadt. Perfekt für eine kleine Meditations-Session zwischendurch.
 
 
Auch die Lage direkt am Mekong ist super, von der Veranda aus hat man eine schöne Aussicht über den Fluss:
 
 
 
 
Auch angenehm, dass in der OunaLom Pagode Boy-Girl Chaos verboten J
 
 
Überrascht hat mich wie modern Phnom Penh ist. Ich hatte mir Kambodscha vom Entwicklungsstand eher so wie Nordindien vorgestellt, auf jeden Fall nicht so modern. Es gibt stylische Restaurants, Bars, Coffee-Shops, Eisdielen, moderne Supermärkte und Kinos, schicke Boutiquen, eine Foto-Ausstellung auf öffentlichen Plätzen in der Innenstadt usw. Ebenso gibt es moderne Werbeversprechen:

 


 
Und auch einen "orangic und chemical free market" habe ich gefunden, gut über den Standort direkt neben einer Tankstelle lässt sich diskutieren, aber der Ansatz zählt ja auch:
 
 
Relativ nervig sind die vielen Tuk-Tuk Fahrer.... typische Gespräche laufen wie folgt ab:
 
Tuk-Tuk-Fahrer: "Lady, need Tuk-Tuk?"
Ich: "No"
Tuk-Tuk-Fahrer: "Its only three Dollars"
Ich: "No"
Tuk-Tuk-Fahrer: "O.k. two Dollars"
Ich: "You dont even know where I want to go"
Tuk-Tuk-Fahrer:  Lacht
 
Auch beliebt:
 
Tuk-Tuk-Fahrer: "Lady, where you want to go?"
Ich: nenne meinen Zielort
Tuk-Tuk-Fahrer: "Noooooo, impossible to walk, way to far"
Mein Kopf denkt immer folgendes: So ein Quatsch;  Natürlich kann man überall hinlaufen, ist nur eine Frage der Zeit; So eine inhaltlich falsche Aussage widerstrebt gänzlich meiner Persönlichkeit;
Trotz der Gewissheit keinerlei Auswirkungen auf die Ansichten des Tuk-Tuk-Fahrers zu haben, weise ich ihn daher auf die Unlogik seiner Aussage hin. Manchmal kommt man halt nicht raus aus seiner Persönlichkeit :)
 
Ich habe von manchen Reisenden gehört, dass sie die Menschen eher unfreundlich fanden. Abschließend möchte ich daher noch kurz zwei schöne zwischenmenschliche Erfahrungen schildern. Ich frage einen Tuk-Tuk-Fahrer nach dem Weg zur Wat Phnom Pagode, anstatt der typischen Aussage "Its tooo faar", sagt er "Its about 15 Minutes to walk" und malt mir den Weg mit einem Kuli in seiner Hand auf:
 
 
Und als Moana und ich am ersten Tag bei unserer Stadterkundung vom Regen überrascht wurden, hat uns einer der Straßenverkäufer einen Regenschirm geschenkt, einfach so, voll nett !
 
 
 
Soweit zu meinen Eindrücken von Phnom Penh. Als nächstes geht es dann in den Süden!

Freitag, 22. November 2013

Kambodscha - Battambang. Provinz light !

„Battambang has a unique charme among Cambodia’s urban centres. It seamlessly blends together the outlook of a modern city and small-town friendliness, set against the backdrop of some of Cambodia`s best-preserved colonial architecture. Timeless hilltop temples and bucolic villages can be seen on leisurely day trips by bicycle or moto”.

Ja, hört sich doch ganz gut an. Und ich habe die Hoffnung dort ein bisschen Abstand von den Touristenmassen Siam Reps gewinnen zu können.  Und Battambang ist nur 4 Stunden von Siam Rep entfernt (nach Birma erscheinen in Kambodscha alle Entfernungen so nah, nach Phnom Penh wären es auch nur 5 Stunden).  Dann mal auf in die Provinz !
In Battambang angekommen, belagern mich direkt ein halbes Dutzend Tuk-Tuk Fahrer (es war neben mir nur ein anderes Tour-Pärchen im Bus). Sie zeigen mir Schilder, die auf die verschiedenen Hotels und Gästehäuser der Stadt verweisen. Leider kann ich die Schilder kaum lesen, da sie circa im Abstand von 20 Zentimetern vor meine Augen gehalten werde.  Ich überlege mir ebenfalls ein Schild anzuschaffen: „I have a hotel reservation, I will walk to the hotel, And I also don’t want Marihuana!“.

Die Fahrer bieten an mich für einen halben Dollar zu den Hotels zu bringen. Gut, dann können die ja nicht so weit weg sein J (Um Distanzen abzuschätzen lohnt es sich auf jeden Fall die Angebote der Tuk-Tuk Fahrer einzuholen) . Also Rucksack auf und los:



Ich hatte mir im Reiseführer ein kleines familiengeführtes Guesthouse rausgesucht, bei meiner Ankunft stand an der Rezeption eine junge Frau, die gerade das letzte Zimmer gebucht hat (Natürlich habe ich keine Reservierung und Nein, ich will nicht in ein Hotel sondern lieber in das familiengeführte Guesthouse!) Das Mädel bietet mir daraufhin an, das Zimmer zu teilen. Yeah, statt 3$ zahlen wir also jeder nur 1.5$. Nicht schlecht, soweit gefällt mir die Provinz


Dann mal auf „Battambang’s  unique charme” und “some of Cambodia`s best-preserved colonial architecture” zu erkunden.  Battambang hat ein Straßen-System wie Manhattan, den „ unique charme” kann man dann darin finden dass es lustige Straßen wie  1½ und 2½ gibt. Und ja, es gibt ein paar nette Gebäude, aber naja, besonders spannend finde ich das jetzt nicht.


 
In Battambang gibt es mittlerweile auch paar Touristen-Restaurant/Bars – daher auch Provinz light. Die Anzahl der Touri-Restaurants ist auch relativ einfach abzuschätzen (13), man laufe einfach abends um 9 einmal durch den Stadtkern. Alles – wirklich alles – hat zu, bis auf die Touri-Läden. Okay die sind ganz nett, aber ich suche mir meine Nahrung dann doch lieber auf dem Markt und an Straßenständen zusammen, das kostet nicht mal die Hälfte und ist gechillter.


Meine Favourites: Das ganze frische Obst (oh das werde ich in Deutschland vermissen) und Chinesische Pfannkuchen („In Öl frittierte Teigfladen mit Zwiebeln und einer süß-sauren Soße).

 
 
 


Soweit fand ich also Battambang nicht besonders interessant. Das hat sich geändert, je weiter ich vom herausgeputzen Stadtkern in die Randbezirke gelaufen bin. Nach fast 3 Wochen in sehr touristischen Orten (Bagan, Koh Chang, Siam Rep), hatte ich mal die Gelegenheit ein bisschen vom Alltag der Leute mitzubekommen. Meistens wohnen die Leute schon in einfachen Häusern:

 
 
 


Und scheinen genug Geld für die kleinen Freuden des Alltags zu habe:



 Aber ich habe auch einige Orte der absoluten Armut gesehen:
 
 

Direkt vor diesem Gebäude haben einige Kinder gespielt und mich direkt dann auch einbezogen 

 
 
 
 
 
(Nach dem Rumalbern mit dem Luftballon denke ich, ich werde mir einen kleinen Vorrat an Luftballons anschaffen, ich finde das ein vertretbareres Geschenk zum Verteilen, auch weil man dann selbst noch ein bisschen mit den Kids spielen kann)
In meiner bisherigen Reise durch Süd-Ostasien sind die Kinder echt oft offen auf mich bzw. in Birma auf  Asja, Anna und mich zugegangen. Manche winken einem nur schüchtern zu, die meisten kommen aber mit einem lauten Hello auf einen zugestürmt und lachen sich meistens kaputt, wenn man ein bisschen mit ihnen spielt. Manche stellen sich auch schon in Pose für Bilder auf (ungemein praktisch) und lachen sich dann kaputt, wenn man ihnen die Bilder zeigt. Ein schöner Weg um ein bisschen mit den Leuten vor Ort in Kontakt zu kommen, zumal in der Regel die Eltern nicht so weit weg sind und ich hatte auch den Eindruck, dass sie sich freuen, wenn man mit ihren Kindern spielt.
 
Die Mütter selbst bzw. Frauen allgemein sind oft sehr schüchtern (Wobei ich denke, dass sie nochmal viel schüchterner sind wenn ein ausländischer Mann mit ihnen reden will.). Zum Beispiel hatte ich zwei Frauen getroffen, die ich nach irgendwas fragen wollte, also sie zuerst gefragt habe, ob sie Englisch sprechen können. Beide Frauen meinten "Yes, a little". Gut, dann habe ich meine Frage  gestellt und mich dann noch ein bisschen so mit den Frauen unterhalten (wo sie herkommen, wo sie hinfahren, wo ich herkomme, wie mir Kambodscha gefällt und so weiter). Die beiden Frauen konnten super Englisch, im Endeffekt hat sich herausgestellt, dass die eine als Englischlehrerin arbeitet und dass die andere Englisch studiert hat. Oder ich hatte öfter die Situation, dass ich auf Frauen zugegangen bin um nach dem Weg zu fragen, die haben aber direkt mit einem Kopfschütteln reagiert und mich mit vagen Handbewegungen auf ein Geschäft, Straßenstand oder ähnliches verwiesen. Auch wenn ich eine Frau gefragt habe, ob sie ein Foto von mir machen kann, ist es mir öfter passiert, dass die Frau mich an den nächsten Mann verwiesen hat. Die Frauen haben mich dabei aber immer freundlich angelacht, oben beschriebenes Verhalten ist einfach nur Schüchternheit.

Soweit mein kleiner Exkurs zu den Begegnungen mit den Kindern und Frauen :) 
 
 

Am nächsten Tag habe ich mir wieder ein Fahrrad geliehen und bin zuerst zur Bamboo-Train Station gefahren, die ungefähr 5km südlich von Battambang liegt. Der Bamboo-Train ist ein reines Touristen-Ding, man fährt auf einem kleinen Wägelchen aus Bambus circa 20 Minuten in ein kleines Dorf. Und dann wieder zurück. Ist mittlerweile wirklich nur ein Touri-Ding, hat aber Spaß gemacht :) 

 
 
  




Hmm, ja gerade ist anders:


Unser unerschrockener Zugführer:



Da die Strecke eingleisig ist, muss man den Bamboo-Train schnell mal ab- und wieder aufbauen, wenn einem ein anderer Bamboo-Train entgegenkommt (Das ungeschriebene Gesetz besagt, dass der Bamboo-Train mit weniger Passagieren abgebaut wird). 

 
Trotz "nicht ganz exakt" geraden Gleisen und möglichem Gegenverkehr, fährt der Bamboo-Train ganz schön schnell, ich dachte man tuckelt gemütlich durch die Gegend, nix da, der Bamboo-Train ist der ICE unter den Zügen (andere Züge in Kambodscha fahren oft nur 20 kmh)

Danach sind wir mit dem Fahrrad noch ein bisschen durch die Gegend getingelt, haben eine Reis-Fabrik






und ein Kloster besucht:




O.k. hier blicke ich noch durch:


Aber was diese Statuen mir wohl sagen sollen ???



 
Meine Abende habe ich dann con mis nuevos amigos catalanes ausklingen lassen:
Neben mir ist Gemma, meine Zimmergenossen mit der ich echt gut versteht und mit der ich jetzt auch zusammen weiter nach Phnom Phen fahre.

Insgesamt ist es also ganz schön schwierig alleine unterwegs zu sein :)     
Überall treffe ich echt nette Menschen. Es ist echt interessant, wie offen Reisende aufeinander zugehen. Als ich das Fahrrad für meinen Ausflug mieten wollte, hat mich (siehe oben) gefragt, wo ich hinwill und dann vorgeschlagen zusammen dorthin zu fahren. Und ich treffe erstaunlich viele Leute (ca. 70 bis 80 Prozent der Leute), die auch ihren Job gekündigt haben. Ich scheine mit dem Trend zu gehen :)
Und in Phnom Penh treffe ich schon Moana wieder :) Das wird schön! Wir ziehen dann noch eine Woche zusammen durch Kambodscha bevor sie nach Saigon weiterreist um dort ihren Freund zu treffen. Dann mal auf nach Phnom Penh!