Phnom Penh: Es regnet, es regnet in Strömen, stundenlang !
Es ist Ende November, die Regenzeit sollte längst vorbei
sein. Wir haben Indien, Nepal und Thailand im Juli und August bereist,
eigentlich die absolute No-Go-Zeit, aber Monsun-Regen hatten wir da echt
selten. Vor Beginn der Reise dachte ich, o.k. dann habe ich wahrscheinlich am Anfang zwei
Regenmonate vor mir, aber ab Oktober wird es ja besser. Naja, falsch gedacht.
Unsere Stadterkundungstour brechen Moana und ich dann erstmal ab .
Unsere Stimmung ist gedrückt. Moana und ich genehmigen uns daraufhin erstmal einen
Drink:
Links Moanas Mojito, rechts meine PinaColada.
Man sieht keinen Unterschied zwischen den Drinks ?! Genau,
Moanas Mojito hatte auch keine Minze drin, meine Pinca Colada hat geringfügig
nach Kokusnuss geschmekt, immerhin !
Da ich auf der ganzen Reise so gut wie keinen Alkohol getrunken
habe, tut der Cocktail trotzdem seinen Zweck. Und es ist ja auch sehr schön Moana
wiederzusehen:
Am nächsten Tag ist tagsüber das Wetter gut und wir fahren
zu den Killing Fields in Choeung Ek. Dort wurden unter dem Khmer Rouge Regime
auf grausamste Weise fast 20.000 Menschen umgebracht. Da Kugeln zu teuer waren,
wurden die Menschen mit Äxten, Beilen und ähnlichem erschlagen. Die Babies
wurden einfach so lange gegen einen Baum geschlagen, bis ihre Gehirne oder ihre
Körper zerplatzt sind. Die Schädel der Opfer werden heute in einer Gedenk-Stupa
aufbewahrt:
Choeung Ek ist ein absolut bedrückender Ort. Insgesamt starben unter den Khmer Rouge
Relativ nervig sind die vielen Tuk-Tuk Fahrer.... typische Gespräche laufen wie folgt ab:
Tuk-Tuk-Fahrer: "Lady, need Tuk-Tuk?"
Ich: "No"
Tuk-Tuk-Fahrer: "Its only three Dollars"
Ich: "No"
Tuk-Tuk-Fahrer: "O.k. two Dollars"
Ich: "You dont even know where I want to go"
Tuk-Tuk-Fahrer: Lacht
Auch beliebt:
Tuk-Tuk-Fahrer: "Lady, where you want to go?"
Ich: nenne meinen Zielort
Tuk-Tuk-Fahrer: "Noooooo, impossible to walk, way to far"
Mein Kopf denkt immer folgendes: So ein Quatsch; Natürlich kann man überall hinlaufen, ist nur eine Frage der Zeit; So eine inhaltlich falsche Aussage widerstrebt gänzlich meiner Persönlichkeit;
Trotz der Gewissheit keinerlei Auswirkungen auf die Ansichten des Tuk-Tuk-Fahrers zu haben, weise ich ihn daher auf die Unlogik seiner Aussage hin. Manchmal kommt man halt nicht raus aus seiner Persönlichkeit :)
Ich habe von manchen Reisenden gehört, dass sie die Menschen eher unfreundlich fanden. Abschließend möchte ich daher noch kurz zwei schöne zwischenmenschliche Erfahrungen schildern. Ich frage einen Tuk-Tuk-Fahrer nach dem Weg zur Wat Phnom Pagode, anstatt der typischen Aussage "Its tooo faar", sagt er "Its about 15 Minutes to walk" und malt mir den Weg mit einem Kuli in seiner Hand auf:
Soweit zu meinen Eindrücken von Phnom Penh. Als nächstes geht es dann in den Süden!
2 von
8 Millionen Kambodschanern, 2 von 8 Millionen! Jeder im Land muss Verwandte
haben, die unter den Khmer Rouge starben.
Unfassbar, was Menschen anderen Menschen antun können. Und das ist
gerade mal 35 Jahre her (1975-1979). Schlimm fand ich, dass ich direkt
außerhalb des Choung Ek Gelände einen kleinen Jungen gesehen habe, der mit einer selbst
gebastelten Styropor-Pistole gespielt hat. Unfassbar, direkt neben dem
Maschendrahtzaun der das Choueng Ek Gelände umgibt.
Am nächsten Tag haben wir noch das Tuol Sleng Museum
besucht, das größte Gefängnis unter den Khmer Rouge, von dem aus die Menschen nach
übelster Folter zu den Killing Fields deportiert wurden. Insgesamt gab es
nur 7 Überlebende von 20.000
Inhaftierten. Tuol Sleng fand ich
nochmal bedrückender als die Choueng Ek. Die Khmer Rouge haben von jedem Inhaftierten
eine Akte mit Fotos aufgenommen. Man hat Fotos von insgesamt 5.000 der 20.000
Gefangenen gefunden, die heute im Museum in mehreren Räumen ausgestellt sind.
Es war schon schlimm, die ganzen Schädel in Choeung Ek zu sehen, aber die
Gesichter der ganzen unschuldigen Opfer zu sehen ist nochmal schlimmer. Schädel
haben für mich auch was medizinisch-abstraktes, die Fotos von unschuldigen Männern,
Frauen, Kindern und Babies, von denen man weis, dass sie auf grausamste Art und
Weise gefoltert und getötet wurden, gehen einem direkt ins Herz und Mark.
Das ganze berührt mich sehr und ich habe das dringende
Gefühl mich in Deutschland wieder aktiv zu engagieren, zumindest aus
meiner Mitgliedschaft bei Amnesty, die bisher nur aus dem Zahlen von Beiträgen
besteht, eine aktive Mitgliedschaft machen.
Echt schlimm fand ich auch, wie absolut unpassend manche anderen Besucher des Tuol Sleng Museums bekleidet waren. Ich habe eine Führung durch das Museum mitgemacht. In meiner Gruppe waren noch 5 andere Mädels, ca. zwischen 20 und 25 (das Land verrate ich nicht) bekleidet mit folgenden Outfits: Minikleidchen bzw. Tops bei denen man circa 50% der Oberfläche des BHs sieht; Röcke, die eigentlich nur breite Gürtel sind, den Mädels darf auch keinen Fall mal was runterfallen, das sie aufheben müssen; weiße, dünne Kleidchen, die so durchsichtig sind, dass man die Muster und Farbe der Unterwäsche sieht und ähnliches. Ich kann das einfach nicht verstehen. So ein Outfit ist meinetwegen am Strand in Thailand o.k., aber in Kambodscha absolut unangemessen und respektlos und an Orten wir Tuol Sleng oder Choueng Ek einfach nur pietätslos. Zum Glück gibt es auch die anderen Touris mit angemessenen Outfits. Die müssen mich wahrscheinlich ein bisschen komisch gefunden haben, ich habe jeden mit einem überfreundlichen Lächeln zugenickt ;)
Nach dem Tuol Sleng Museum brauchten wir erstmal eine
Auszeit bevor wir uns weiter auf Entdeckungstour durch Phnom Penh machen. Nun ja, in Phnom Penh gibt es schöne, normale und weniger schöne
Gebäude. Hier ein paar Eindrücke von Phnom Penh:
Mit am schönsten und auf jeden Fall einen Besuch wert ist der Königspalast:
Leider nehmen die Landschaftsplaner nicht so viel
Rücksicht auf ein harmonisches Stadtbild, die Zahl der hässlichen Gebäude wird
sich in naher Zukunft um mindestens eins erhöhen:
Sehr nett fand ich die OunaLom Pagode. Die Pagode ist an
sich unspektakulär, aber sie wird daher
nur von wenigen Touristen besucht und bietet so eine kleine
Ruheoase in der hektischen Stadt. Perfekt für eine kleine Meditations-Session zwischendurch.
Auch die Lage direkt am Mekong ist super, von der Veranda aus hat man eine schöne Aussicht über den Fluss:
Auch angenehm, dass in der OunaLom Pagode Boy-Girl Chaos verboten J
Überrascht hat mich wie modern Phnom Penh ist. Ich hatte mir Kambodscha vom Entwicklungsstand eher so wie Nordindien vorgestellt, auf jeden Fall nicht so modern. Es gibt
stylische Restaurants, Bars, Coffee-Shops, Eisdielen, moderne
Supermärkte und Kinos, schicke Boutiquen, eine Foto-Ausstellung auf öffentlichen Plätzen in der Innenstadt usw. Ebenso gibt es moderne Werbeversprechen:
Und auch einen "orangic und chemical free market" habe ich gefunden, gut über den Standort direkt neben einer Tankstelle lässt sich diskutieren, aber der Ansatz zählt ja auch:
Und als Moana und ich am ersten Tag bei unserer Stadterkundung vom Regen überrascht wurden, hat uns einer der Straßenverkäufer einen Regenschirm geschenkt, einfach so, voll nett !